Tornillos, Schwarmbeben und hydrothermale Signale verdichten das Bild eines angespannten Systems
Teneriffa erlebt derzeit eine Phase intensiver seismischer Aktivität im Bereich der Caldera de Ucanca. In der Nacht zum 21. April kam es ab 2:24 Uhr zu einem seismischen Zug, dessen Hauptsignal, mutmaßlich ein Tornillo oder Long-Period-Ereignis, nicht lokalisiert wurde, jedoch auf mehreren Seismogrammen deutlich erkennbar war. Direkt darauf folgte ein vulkano-tektonisches Beben (M 1.5) in 16 Kilometern Tiefe – exakt im Zentrum einer auffälligen Struktur mit 120°-Ausrichtung, die als "Mercedesstern" unter Geowissenschaftlern bekannt ist.
Diese seismische Struktur deutet auf ein radial verteiltes Spannungsfeld hin, dessen Zentrum im aktiven Bereich der Caldera liegt. Im Anschluss an dieses Tiefenbeben ereigneten sich mehrere flachere Beben (10–11 km) rund um Vilaflor de Chasna und Guía de Isora, was auf die Umverteilung von Druckkräften in seichteren Gesteinsschichten hindeutet.
Zeitgleich zeigt das hydrothermale System des Teide erneut Aktivität. Besonders in der Umgebung von La Guancha wurden flache Beben zwischen 2 und 9 Kilometern Tiefe registriert. Diese könnten auf Bewegungen heißer Fluide oder zunehmenden Druck im oberen System hinweisen. Solche Ereignisse sind typisch für einen Vulkan, der sich in einer Phase innerer Umstrukturierung befindet.
Zusätzlich wurden Beben entlang einer bekannten Strukturachse in NNW-SSE-Richtung gemessen, darunter bei Roques de García, Guajara und Icod. Diese Achse gilt als seismotektonisch besonders sensibel, da sie bereits bei früheren vulkanischen Unruhen auf den Kanaren eine Rolle spielte.
Bemerkenswert war zudem ein Signal, das am 19. April auf fast allen Seismografen der Kanaren aufgezeichnet wurde – die akustische Welle eines Erdbebens der Magnitude 5.6 auf der Mittelatlantischen Rücken. Obwohl nicht direkt mit den Ereignissen auf Teneriffa verbunden, zeigt es die hohe Sensitivität des seismischen Netzes.
Die jüngsten Ereignisse rund um die Caldera de Ucanca deuten auf zunehmenden inneren Druck im vulkanischen System Teneriffas hin. Tornillos, seismische Schwärme und hydrothermale Beben sprechen für ein aktives, aber nicht unmittelbar eruptives Geschehen. Die Entwicklungen sollten weiterhin engmaschig überwacht werden.
Dieser Artikel soll nicht alarmieren, sondern sensibilisieren.