Tornillos, schwache Beben und magmatischer Druck unter der Caldera de Ucanca
In der Vollmondnacht vom 14. April 2025 zeigte sich erneut eine komplexe und dynamische seismische Aktivität im Zentrum Teneriffas. Rotierende seismische Muster, sogenannte "rotaciones sísmicas", wurden sowohl im Bereich des Teide als auch im Volcán de Enmedio beobachtet – ein Phänomen, das bereits seit 2004 bekannt ist.
Besonders auffällig: ein kleiner seismischer "Zug" aus zwei Beben unter der Caldera de Ucanca, direkt über dem vermuteten magmatischen Reservoir. Hinzu kamen nicht lokalisierte, aber klar erkennbare Tornillos – typische langperiodische, harmonische Signale, die mit Gasbewegungen oder Spannungsänderungen im Magmasystem assoziiert werden. Diese wurden mehrfach am Nachmittag des 13. April festgestellt.
Zusätzlich meldete die Messstation IZAN eine anhaltende Hebung von 5 bis 8 mm in nur drei Monaten. Dies spricht für einen schleichenden magmatischen Druckaufbau unter dem zentralen Bereich der Insel. In den interdorsalen Zonen wurde eine auffällige Bebenverteilung in etwa 120º-Ausrichtung registriert, was auf strukturell schwächere, aber sensible Bereiche hinweist.
Auch der Volcán de Enmedio zeigte am 13. und 14. April mehrere Beben zwischen 5 und 8 km Tiefe mit Magnituden bis zu 2.2 mbLg. Die Region bleibt aktiv, ohne dass sich jedoch eine kurzfristige eruptive Entwicklung abzeichnet.
Auf La Palma hingegen wurde seismische Aktivität in der Basis des Cumbre-Vieja-Komplexes gemeldet, mit Beben bis Magnitude 2.0 in Tiefen um 13 bis 17 km. Auch El Hierro registrierte erneut Beben über 2.0 in der Tiefe des westlichen Magmareservoirs. Die Instrumentierung dort gilt allerdings als lückenhaft.
Besonders brisant: Jüngste Presseartikel stellen die Frage, warum die Eruption auf La Palma 2021 nicht früher erkannt wurde, obwohl sich das Magma laut einer neuen Studie bereits 10 bis 15 Jahre vorher bewegte. Experten kritisieren eine mangelhafte Kommunikation und veraltete Überwachung.
Die Kanaren befinden sich also weiter in einem Zustand erhöhter vulkanischer Aktivittät. Die Zeichen auf Teneriffa – darunter Tornillos, seismische Zyklen und Bodenhebungen – deuten auf einen langsamen magmatischen Prozess hin, der überwacht werden muss. Transparenz und Investitionen in die Sensorik sind dringend erforderlich.
🔍 Was sind „Tornillos“?
„Tornillos“ sind langperiodische vulkanische Signale (engl. long-period events, LP events), die sich auf Seismogrammen durch ihre charakteristische spiralförmige, schraubenartige Form auszeichnen – daher der Name. Sie deuten oft auf:
-
Gasbewegungen in hydrothermalen oder magmatischen Systemen
-
Veränderungen im Druck oder Spannungsfeld
-
Frühstadien möglicher magmatischer Prozesse